Mühlen in Gönningen
„Oberes Wiesaztal“ - das Tal der 7 Mühlen
1. Talmühle
2. Mühlhof - Mühle
3. Sägemühle
4. Papiermühle
5. Obere Mühle
6. Untere Mühle
7. Wieterslocher Mühle
Auch Mühlen sind sehr alte Außensiedlungen. Wassermühlen können bis in die Karolingische Zeit zurückgehen. Sie sind in alten Zeiten Einrichtungen der Herrenhöfe. Wassermühlen werden da gebaut, wo sich ein gutes Gefälle als Wasserkraft fürs Mühlrad bietet, und gewöhnlich steht die Mühle flussabwärts eines Gefälles (Wasserfall) und nutzt es in einem eigenen Mühlzuns oder Mühlgraben. In alten Zeiten lagen an der Wiesaz auf Gönninger Markung, wenn wir von der jüngeren Papiermühle am großen oberen Gefäll absehen, 5 Mahlmühlen: die Talmühle, die längst abgegangene Mühle im Gewand Mühlhof, die Obere Mühle (zuletzt Kernsche Mühle) ob der oberen Furt, die Untere- oder Staigersche Mühle zum Herrenhof gehörig, und schließlich die Wieterslocher Mühle, auch unter dem Namen Eselsmühle, heute als Bucken-Mühle bekannt. Von ihnen allen sind heute nur noch die Talmühle und die Wieterslochermühle im Betrieb.
(Quelle: Gönninger Heimatbuch 1952)
In den alten Lagerbüchern von 1522 und 1557 ist von 3 Mahlmühlen in Ginningen die Rede. Sie sollen aber schon Bannmühle der Herren von Stöffeln gewesen sein. Die Mühlen unten und oben im Dorf waren beide Bannmühlen. Alle Untertanen zu Ginningen sind gebannt, je umschichtig mit jährlichen Wechsel die Hälfte der Ginninger Mahlleuthe, dort zu mahlen.
Eine Erinnerung an das Herrenrecht an diesen 3 Mühlen besteht darin, daß noch im Jahr 1700 die von Ginningen verpflichtet waren, den Müllern zu ihren Gebäuden das nötige Zimmer- und Brennholz aus den Gemeindewäldern zu geben.
1. Die Talmühle
Die Talmühle liegt auf der Gemarkung Genkingen unterhalb der Wiesazquelle und ist eine ehemalige Getreidemühle. Früher ging die Grenze durch den Hof. Die Scheune mit Stall gehörte zu Gönningen, das Wohnhaus mit Mühle zu Genkingen. Das Wirtschaftsgebäude wurde 1705 erbaut und ist vor einigen Jahren zusammengebrochen.
Folgende Müller waren in der Talmühle:
1726 - 1783 Matthäus Staiger Talmüller >
(Aufzeichnung von Eugen Keppler)
2. Die ehemalige Mühle im Tal
Die Mühle wurde „Mühlhof“ genannt und muss im frühen Mittelalter bestanden haben. Sie wird mit einer Schutz und Burgfeste auf dem Rösslesberg in Verbindung gebracht.
3. Die Sägemühle
Oberhalb der Papiermühle wurde im 18. Jahrhundert eine Sägemühle erbaut.
Genannt werden folgende Müller:
1879 Kurt Gäbele
1896 Johannes Schrade
1921 - 1925 Jakob Burkhard
1927 Ernst Rehberger
1952 Ernst Rehberger jun.
(Aufzeichnung von Eugen Keppler)
4. Papiermühle
Von der Papiermühle bis zum Pappenwerk
1760-1761 "wurde im hinteren Gefäll die Papiermühle erbaut und in Betrieb genommen von Franz Henni, Papiermacher aus Gönningen."
1798 Friedrich Lang, Papiermacher
1794 Johann Christian Jillig, von Oberlenningen
1814 Tobias Schuhmacher, später Schultheiß in Gönningen
1842 dessen Sohn Johannes Schuhmacher, Pappendeckelfabrik
1843 Dionysus Rieker
1854 Michael Herrmann
1856 Christian Autenrieht, 1863 brach er die alte Papiermühle ab, erstellte das neue Fabrikgebäude. Am 24. Oktober 1866 geriet der Neubau in Brand. 1867 war das neue Fabrikgebäude wieder fertig.
1872 Robert Janz, Offenburg
1873 Rudolf Bröm, durch ihn bekam Gönningen 1878 seine erste Dampfmaschine und einen 24 m hohen Schornstein.
1884 wieder Robert Janz
1889 Rosa Kittelberger, von Metzingen
1896 Gottlob Störer, Calw
1896 Theodor Ferber
1905 Wilhelm Schwann
1913 Reinhold Wiedmann
1924 Karl Leuthe, aus Gönningen
1929 - 1975 Pappenwerk A.G. Wilhelm Koch, Geschäftsführer Hans Mann
(Quellen: Aus ein Völklein frisch belebt 1992 von Hans Schimpf)
5. Obere Mühle
Die Mühle oben im Dorf oder obere Mühle wurde im Lagerbuch von 1522 erstmals genannt, ist aber höchstwahrscheinlich viel älter. Diese Mühle war eine Mahlmühle schon unter den Herren von Stöffeln und war eine Bannmühle. Sie wurde von 3 Wasserrädern angetrieben, später sogar von 4. Vom unteren Gefäll floss der Mühlbach im unteren Teil entlang der Stadtmauer. Die Mühle wurde mehrmals umgebaut. Am 9. Oktober 1819 schrieb Schultheiß Etter, ist die Mühle, Wohnhaus samt Mobiliar abgebrannt. Scheuer und Stall blieben erhalten. Danach wurde das heutige Gebäude auf den ehemaligen Grundmauern und Kellergewölbe wieder errichtet. Scheune und Stall wurde 1791 neu aufgebaut. Zuletzt war es die Kern`sche Mühle, die bis 1936 in Betrieb war, zuletzt mit einer großen Landwirtschaft. nach dem krieg 1945 war in der Mühle ein Waschsalon, betrieben von der Frau Helene Schumacher. Die Wäsche wurde unter dem Dach der Mühle, oder auch im Adler aufgehängt. Die Bürger brachten das Holz zum Heizen der Kessel selbst mit.
(Quelle: Walter Herrmann und Claus Mattes)
Folgende Müller waren in der Mühle oben im Dorf:
1522 Mühle oben im Dorf: Zugehörd Hatt dieser Zeit Ludwig müller by Handen
1558 Hannes Reüff hat innen die Obermülin
1761 Hans Jerg Herremann
Martin Kemmler
Andreas Wagner
(Die Namen mit Jahreszahlen stammen aus den Kirchen- bzw. Taufbüchern der Kirchengemeinde Gönningen)
6. Untere Mühle
Auf dem Bild sind folgende Personen abgebildet. Von links nach rechts:
- Hermann Schumacher sen. gestorben 1957, der damalige Eigentümer dieser Mühle. Er übernahm später die Mühle im Mühlweg 9, heute Backhausweg und lebte in der Mühle bis zu seinem Tode.
- Georg Wagner, geboren 1904, (genant Mühle-Georg) wohnt heute auf der Ay 1, von ihm stammt dieses Bild
- Mathilde Hoch, geb. Wagner geboren 1907, (genannt Mühle-Thilde) Georgs Schwester, sie wohnt heute in der Mathe us Wagner Str. 17.
- Frau Staiger, die vorherige Eigentümerin dieser Mühle.
- Frau Marie Wagner (genannt Mühle-Marie), die Mutter von Georg Wagner und Mathilde Hoch geb. Wagner.
Die Mühle unten im Dorf, oder untere Mühle war eine sehr alte Mühle. Es war eine Mahl- und Ölmühle mit einer Hanfreibe. Diese wurde von 3 Wasserrädern angetrieben, ebenfalls war ein landwirtschaftliches Anwesen dabei. Diese Mühle war eine Bannmühle der Herren von Stöffeln erstmals erwähnt 1522. Die Mühle wurde 1918 - 1919 abgebrochen.
Über dem Eingang war ein Eichenbalken mit den Jahreszahlen 1316 und 1715. In einem anderen alten Eichenbalken befand sich eine übertünchte Inschrift mit eingeschnittenen gotischen Buchstaben. Sie lautet:
Es lebt ein Mann nicht uff der Erden,
nicht in dem Himmel, auch nicht fern.
Ißt nicht und trinkt nicht.
ich frag wer er ist.
O such in der Schrift, besinne dich.
(Blätter des Schwäbischen Albvereins 1918)
Im Volksmund wird davon gesprochen, daß Graf Eberhard im Bart von Württemberg in der unteren Mühle Einkehr gehalten hat. Ebenso soll auch herzog Ulrich von Württemberg nach seiner Vertreibung aus seinem land, sich öfters in der unteren Mühle versteckt haben. davon soll auch der sogenannte „Herzogsweg“ im Ramstel herführen?
Folgende Müller waren auf der Mühle unten im Dorf:
1522 Mühle unten im Dorf, hat zu dieser Zeit Hansin Siler und Thyssen Hans by Handen.
1558 Anthoni Guckher, er hat innen die mülin unten im Dorf
1874 - 1875 Gottlob Friedrich Weiß Mühlenbesitzer der unteren Mühle
Die Namen mit Jahreszahlen stammen aus den Kirchen- bzw. Taufbüchern der Kirchengemeinde Gönningen
Gebäude 5 unterhalb des Dorfs. Ein zweistöckiges Wohnhaus mit 2 Stuben im unteren Stock, eine Mahlmühle mit einem Gerbgang, mit einem angebauten Rossstall worauf eine Wohnung erbaut ist unter demselben ein gewölbter Keller.
Eigentümer: Mattheus Staiger, Müller ledig
an der Mühle 1/6
am Stall 1/3
am Keller 1/6 usw.
1851 von Abraham Staiger, Müller, samt Garten erkauft.
A.) Eine Ölmühle unterhalb der Mühle in welcher aber jetzt eine Obstmühle eingerichtet ist.
B.) Eine Scheune mir doppelten Ställen vor der Mühle
C.) Keller unter dem Schafstall gewölbt samt großem Schafstall darauf.
D.) Ein einstöckiger Schuppen auf freigestellt an die Mühle Nr. 5 ohne eigene Wand angebaut mit Pultdach.
Viele Eigentümer dargestellt.
7. Wieterslocher Mühle
Die Geschichte der Buckenmühle von Johannes Buck anlässlich des kulinarisch-kulturellen Rundgangs am 17. September 2017
Erbaut ca. 1100 von den Rittern von Stöffeln. Die Stöffler waren die Ortsherren von Gönningen und Öschingen. Daher wurde die Weiterlocher Mühle, wie damals üblich, eine Bannmühle. Alle Öschinger mussten nach Gönningen in die Weiterlocher Mühle um ihr Getreide mahlen zu lassen. Der Weg war sehr beschwerlich, weit und mit Ochsenkarren oft kaum befahrbar. Deshalb hatten die Öschinger das Bestreben eine eigene Mühle am Ort zu bauen. Dieses Anliegen wurde aber stets vom Herzog abgelehnt, sodass die Öschinger 1760 die Wieterslocher Mühle mitsamt dem Bannrecht kauften. Somit konnten sie ihre eigene Mühle bauen und unterlagen nicht mehr dem Mühlenbann.
Ab dieser Zeit war die Weiterlocher Mühle nur noch halb so viel wert, sie hatte ja keine Kundschaft mehr. In den darauffolgenden Jahren gab es daher sehr häufige Besitzerwechsel. 1889 kam die Mühle in Familienbesitz. Die Brüder August und Wilhelm Buck aus Öschingen kauften die Mühle. Wilhelm zog später weiter nach Gönningen und betrieb im Ort Landwirtschaft, da die Mühle keine zwei Familien ernähren konnte.
Nun mussten neue Kunden gewonnen werden. Zunächst war es die Verwandtschaft aus Öschingen, die ihr Getreide in Gönningen mahlen ließ. Mit dem Pferdewagen wurde das Korn in Öschingen abgeholt und das fertige Mehl zurück nach Öschingen gebracht. August Buck erwarb später noch das Mahlrecht der „Oberen Mühle“ in Gönningen und kam daher auch zu Kundschaft aus Undingen und Gönningen.
1912 wurde eine Francis-Turbine eingebaut. Bei einer Maximalleistung von bis zu 8 Kilowatt wurden im jahr ca. 30000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Damit können ca. 7,5 moderne Vierpersonenhaushalte mit Strom versorgt werden.
In vierter Generation begann 2010 Johannes Buck als gelernter Elektriker die Anlage mit der vorhandenen Turbine wieder instand zu setzen. Ober- und Unterkanal mussten komplett neu angelegt werden. Seit 2012 wird Wiesazstrom produziert.
Im Jahr 2016 standen dann nochmals umfangreiche Renovierungsarbeiten an. Das Druckrohr (es führt vom Oberkanal zur Turbine) musste erneuert werden. Das alte Rohr war stark verkalkt und über die Jahre undicht geworden. Das neue Rohr verläuft jetzt unter dem bestehenden Hühnerstall.
Auch die über 100 Jahre alte Turbine war zuletzt sehr wartungsintensiv und musste wöchentlich geöffnet und gereinigt werden. So wurde eine neue, leistungsfähigere Durchströmungsturbine eingebaut. Diese hat nun eine maximale Leistung von bis zu 12 Kilowattstunden und eine Jahresleistung von ca. 50000 Kilowattstunden. damit können nun 12,5 Vierpersonenhaushalte mit Strom versorgt werden.
Wie auch bei der alten Francis-Tubine durchströmen rund 200 Liter Wasser pro Sekunde die Durchströmturbine. Die deutlich höhere Leistung erklärt sich durch die Reparaturbedürftigkeit der alten Turbine und die starke Verkalkung des alten Druckrohres.
Müller
Folgende Müller waren in der Mühle zu Weitersloch (Witersloch):
1522 Mühle zu Wieresloch: Zugörd haz dieser Zeit Conrad, Müller von Widersloch by Handen.
1636 Jerg Wagner (*19.3.1600), Vater von Jacob Wagner (1.10.1636)
1649 Hans Wagner
1670 Hans Jakob Wagner, Michael Wagner
1684 Michael Wagner
1681 Jacob Wagner (*1.10.1636 † 15.1690), Sohn von Jerg Wagner
1. Ehefrau Anna Margarethe Mauser (*12.11.1640 † 19.1.1677)
2. Ehefrau war eine Ursula, heiratete nach dem Tod ihres Mannes am 20.5.1691 Hans Jerg Fetzer
1692 - 1706 Hans Jakob Wagner
1705 Hans Jerg Fetzer († 19.6.1740), Jakob Wagner Mühle Herr, Andreas Wagner, Mattäus Wagner
Die Mühle wurde mindestens in der Zeit von ca. 1640 bis 1740 von Müller Wagner bzw. Müller Fetzer betrieben
1737 Joh. Jakob Wagner, Mühlmichels Sohn
1761 - 1762 Joh. Martin Bader zu Witersloch
1767 Joh. Jakob Mauser
1774 Johannes Schimpf
1793 Johannes Walter, Müller zu Witersloch
1798 Conrad Eissler zu Witersloch, Matthäus Eissler zu Witersloch
1889 - 1897 August Buck, Wilhelm Buck
1902 August Buck
1952 Gottlieb Buck
Teile der Daten stammen von Markus Schmidt, einem Nachkommen des Schulmeisters und Samenhändlers Hans Ruof, der 1594 erstmals Samen kaufte.
Die Namen mit Jahreszahlen stammen aus den Kirchen- bzw. Taufbüchern der Kirchengemeinde Gönningen.
Müller die keiner Mühle zugeordnet werden können:
1558 Stoffel Schwalb
1575 Andreas Lump
1580 Hannes Reiff
1589 Endres Lumpp
1636 Jerg Wagner
1649 Hans Wagner
1670 Hans Jakob Wagner
Michael Wagner
1681 Jakob Wagner
1684 Michael Wagner
1692 - 1706 Hans Jakob Wagner
1700 Hans Georg Hoch
1705 Hans Jerg Fetzer
1739 Martin Kemmler
Jakob Wagner Mühle herr
Andreas Wagner
Mattäus Wagner
1735 - 1736 Hannes Fetzer
1737 Joh. Jakob Wagner, Mühlmichels Sohn
1737 - 1743 Martin Kemmler
1738 - 1740 Joh. Martin Gulde
Conrad Reiber
1740 Georg Herrmann
Georg Schneider
1744 Hannes Herrmann
1746 Andreas Wagner
1747 - 1754 Hans Martin Bader
1750 Jerg Haug
Martin Kemmler
1751 - 1754 Hans Jerg Reiff
1751 Jerg Herrmann
1754 Matthäus Staiger
1757 Abraham Kemmler in der Mühl
1760 Joh. Georg Haug
Joh. Jakob Wagner
Joh. Martin Bader
1776 Friedrich Wilhelm Wagner
1780 Jakob Wagner
1783 Joh. Jakob Reiber
Martin Staiger
Matthäus Staiger
1784 Friedrich Wilhelm Wagner
Matthäus Staiger
1790 Martin Maier
1791 Joh. Jakob Wagner
Joh. Georg Herrmann
Joh. Georg Reiff
1792 Martin Maier
Conrad Eissler
1792 Matthäus Eissler
Martin Wagner
Jakob Reiber
1793 Joh. Martin Staiger
1797 Joh. Georg Herrmann
1798 Johannes Ott
1875 - 1882 Michael Reiff
Gottlob Friedrich Weiß
1876 Mattheus Staiger
1880 Michael Reiff
Matthäus Staiger
1883 Friedrich Weiß
1885 Friedrich Weiß
1886 Julius Reiber
1904 Georg Wagner
1911 Karl Kern bis etwa 1935
Die Namen mit Jahreszahlen stammen aus den Kirchen- bzw. Taufbüchern der Kirchengemeinde Gönningen
Zusammengestellt von Walter Schöllkopf nach Aufzeichnungen von Eugen Keppler