Sängergesellschaft

Früher gab es in Gönningen zwei Gesangvereine, Liederkranz und Germania. Der Liederkranz wurde 1857 gegründet und die Germania 1876. Im Jahr 1911 schlossen sich die beiden Vereine zum Männergesang-Verein Gönningen zusammen.

Wenn Jugendkraft und froher Sinn Mit Ehrlichkeit sich paart, Ein braves Herz, ein Wille drin, Das nennt man deutsche Art.

Die Sängergesellschaft Germania wurde im Jahr 1876 gegründet. Wie es auch sonst so im Leben zu gehen pflegt, wenn sich ein Neues neben dem Alten regt, war diese Gründung eines zweiten Gesangvereins, trotzdem er sich aus einem sogenannten Jugendverein gründete in unserer Gemeinde mit heftigen Geburtswehen verknüpft, und das war ganz recht so, denn alles was höheren Wert und kräftigen Bestand haben soll, muss sich im Kampf ums Dasein läutern und bewähren, das zeigt sich auch in der Geschichte der Sängergesellschaft, denn nicht mühelos erringt sich ein Gesang-Verein einen Ruhm und ist in der Lage sich nach Jahren in seinem Verhältnis ebenbürtig an die Seite eines Bruder-Vereins zu stellen. Aber die ideale Macht und die einigende Kraft der Mitglieder unter der erspriesslichen Wirkung des Vorstands Gustav Wagner Stöffelburg und Diregenten Lehrer Bälz ist dieses zu verdanken.

 

Auf der Grundlage des gemeinsamen Zusammenwirkens der Mitglieder entwickelte sich der kaum 25 Mitglieder zählende Verein sehr rasch. Im Jahre 1880 schaffte sich der Verein eine Standarte an mit der Inschrift Sängergesellschaft Germania die kunstvoll von Gust. Reiber Malermeister ausgeführt wurde.

 

Unter der Vorstandschaft von Ferd. Leuthe machte der Verein 1887 seinen ersten Ausflug nach Hechingen zu einem grösseren dortigen Musikfest von wo er in heiterer Stimmung zurückkehrte. Die Standarte, die dem Verein mit der Zeit nicht mehr zusagte und die Vermögensverhältnisse besser geworden sind, sollte durch eine Fahne ersetzt werden. Eine unter der Bürgerschaft eingesetzte Kollekte ergab auch ein schönes Ergebnis hiezu, sodass 1889 eine solche angeschafft und damit verbunden am 30. Juni gleichen Jahres die Fahnenweihe stattfinden konnte.

 

Die Feier war von gutem Wetter begünstigt, die Festrede hielt der Diregent Oberlehrer Bälz. Die Beteiligung am Fest von Auswärts war eine besonders rege und konnte der Verein mit Befriedigung auf seine Weihe zurückblicken. Unterhaltungen bester Art feierte der Verein sehr viele, namentlich in gesellschaftlicher Beziehung leistete er manches. In den Sommermonaten war die Sängergesellschaft, sehr zahlreich, im Winter dagegen schrumpfte das Häuflein zufolge der hiesigen Erwerbstätigkeit sehr zusammen und mit der Zeit gingen die im Winter hier verweilenden Sänger darauf über ein Sänger-Quartett zu gründen, das sich nach Jahren wieder aufhob, heute aber noch von den damaligen Mitgliedern viel besprochen wird. Längere Zeit hatte der Verein auch unter stetigem Diregentenwechsel zu leiden.

 

Nach uns nach wuchs der Verein sehr empor und zählte 1901 bereits 93 aktive und passive Mitglieder. Ausflüge verschiedener Art

wurden vom Verein unternommen, auch beteiligte er sich sehr an Festlichkeiten in der Umgebung. Der unermüdlichen Tätigkeit der Vorstandschaft ist die gute Entwicklung bis heute zu verdanken aber auch die eifrigen Mitglieder haben das ihre dazu beigetragen.

 

Im Jahr 1901 feierte der Verein am 30. Juni sein 25jähriges Stiftungsfest, verbunden mit einem Waldfest. Mit diesem Fest hatte der Verein das Glück den neu angelegten Festplatz erstmals in Benützung zu nehmen, den der Ortsvorsteher Schultheiss Felger mit einer herzlichen Ansprache übergab. Die damalige Begrüssungsrede auf dem Marktplatz hielt der Vorstand Ferd. Leuthe. Schullehrer Walker, welcher zu dieser Zeit Diregent war, hielt die Festrede auf dem Festplatz.

 

Abends fand im Gasthof zur Krone ein Festessen mit Bankett statt. Bei diesem Jubiläum wurde auch Gustav Reiber Malermeister, Gustav Herrmann G.-R., Fried. Herrmann Unterdorf und Georg Wagner Totengräber, welche 25 Jahre lang dem Verein angehörten und Gründer waren, mit wertvollen Ehrengeschenken bedacht, aber auch der Schriftführer Heinrich Reiber wurde für seine treue Amtsführung nicht übergangen und mit einem Geschenk erfreut. Die Feierlichkeit verlief in den schönsten Rahmen und befriedigte die Mitglieder ganz besonders.

 

Ausser der Abhaltung vorbezeichneter Festlichkeiten und der Beteiligung an den verschiedensten Anlässen suchte die Sängergesellschaft die Freude am Gesang durch immer wiederkehrende Veranstaltungen zu heben. Nachdem der Diregent Schullehrer Walker 1904 von hier wegzog, übernahm Mittelschullehrer Schäfer 1906 den Verein. Auch unter dessen tüchtigen Leitung gedieh der Verein und wuchs auf die Zahl von 104 Mitgliedern. Erwähnt mag noch kurz werden, dass die Sängergesellschaft auch bei öffentlichen Veranstaltungen sich stets gern in den Dienst der Oeffentlichkeit gestellt hat und soweit möglich zum Gelingen mit beitrug.

 

Die Vermögensverhältnisse des Vereins waren immer sehr geordnete. Die Sängergesellschaft kann heute mit Befriedigung auf die verflossene 35jährige Tätigkeit zurückblicken, sie hat hiebei aber auch allen Grund dankbar aller der Männer zu gedenken, welche ihr seit ihrer Gründung und namentlich in den ersten Jahren ihres Bestehens so treu und wacker zur Seite gestanden sind und sei es als Vorstand oder Diregent, die das Interesse des Vereins stets eifrig gewahrt haben. Im Hinblick auf das vorstehend beschriebene sowohl in gesanglicher Hinsicht wie in Begebenheit darf die Sängergesellschaft also wohl sagen, dass sie stets ihr Möglichstes getan hat den Gesang zu heben u. zu pflegen. 

 

In letzter Zeit diregierte Mittelschullehrer Hack den Verein.

 

Wie am Schlusse bei der Chronik des Liederkranzes gesagt, trat auch die Sängergesellschaft Germania mit in Unterhandlungen ein, zur Zusammenschmelzung der hiesigen beiden Vereine was ja wie dort gesagt, auch zustande kam.

 

Möge denn nun der neugegründete Männergesang-Verein Gönningen vorher gesagtes auch fernerhin als sein höchstes Ziel und Bestreben gelten lassen und stets eingedenk des Gelöbnisses sein, das nun bei dem zu veranstaltenden Fest gegeben wird.

 

Aus der Festschrift von 1911 abgeschrieben von Erich Bader

24. Mai 1906

Festdamen am 24. Mai 1906 mit Gustav Föll.

30. Juni 1889

Festrede zur Fahnenweihe der Sängergesellschaft Germania d. 30. Juni 1889

Theure Festgenossen!

Ist es nicht etwas Wunderschönes, etwas Herzerquickendes u. Erhebendes um einen schönen, fehlerlosen u. vorschriftsmäßigen Kirchengesang?

Ist es nicht der süßeste u. wohltuendste Herzensgenuß, wenn in der Kirche Kinder, Jünglinge u. Jungfrauen, Männer u. Frauen das Kirchenlied schön, regelmäßig u. mit Andacht singen?

Wie erquickt u. ergötzt es uns, wenn wir an einem Festtage oder bei einer Hochzeit von einem Sängerchor ein passendes Lied mehrstimmig hören dürfen!

Wie tröstlich, u. aufmunternd u. wohlthuend ist es, wenn wir auf dem Gottesacker, sei es von einem Schülerchor oder von einem andern Sängerchor, die schönen tröstlichen Trauerlieder hören dürfen !

Ist es nicht etwas Wunderschönes u. das höchste Lob für eine Gemeinde, wenn man sagen kann, die sittenlosen Lieder die schmutzigen Gassenhauer, sind begraben u. vermodert, man hört auf der Straße, im Wald u. Feld schöne Frühlings-, Sommer- u. Herbstlieder, schöne Vaterlands- u. Gesellschaftslieder !

Werthe Gesangsbrüder !

Wenn irgend eine Gemeinde solches Lob mit Recht gebührt, wem hat sie es zu verdanken?

In erster Linie wohl den berühmten Dichtern unserer schönen Lieder, denken wir zuerst an die frommen Dichter unserer religiösen Lieder, sodann an die Dichter unserer klassischen weltlichen Lieder aller Art.

In 2. Linie gedenken wir derjenigen berühmten Männern welche zu den Liedern die schönsten Melodien, teils einteils mehrstimmig komponierten.

In 3. Linie sind es die Lehrer u. Lehrerinnen (durchgestrichen) welche den Gesang in Haus u. Schule von der Volkschule bis hinauf zu den Universitäten stufenmäßig u. vorschriftsmäßig zu pflegen haben.

Wenn unsere Kinder von 6 -14 Jahre im Gesang methodisch, treu u. gewissenhaft unterrichtet werden, so gewinnt dadurch nicht nur der Kirchengesang sehr viel, sondern auch unsere Gesangvereine, seien sie gemischte Chöre oder Männerchöre.

Es finden sich immer wieder talentvolle, gesangslustige Leute zum Eintritt in die Vereine.

Auch in hiesiger Gemeinde haben sich zwei Gesangvereine gebildet. Der erste, der Liederkranz, besteht seit 33 Jahre, der zweite, die Germania, 12 Jahre.

Der 2. Verein Germania ist es, der heute das Fest der Fahnen-

weihe begeht u. freut sich sehr darüber, daß so viele Frauen des Gesangs an seiner Festfreude teilnehmen, die Fahne aus schöner Hand in Empfang nehmen zu dürfen u. mit Freuden geloben die Mitglieder desselben zu dieser Fahne treu zu halten, in Einigkeit u. Liebe in der Kunst des Gesangs vorwärts zu kommen, damit auch sie im Stande sind, wie bisher durch ihren Gesang die Gottesdienste in der Kirche u. am Grabe zur Ehre Gottes zu erhöhen u. ihre geselligen Freuden immer angenehmer u. geschmackvoller zu würzen.