Tulpenblüte

Fast die Hälfte der Gönninger Einwohnerschaft war im 19. Jahrhundert in ganz Europa unterwegs, um Blumen- und Gemüsesamen sowie Blumenzwiebeln zu verkaufen. Aber auch zu Hause wollte man zeigen, dass man die neuesten und schönsten Sorten im Programm hatte. Bald entwickelte sich in den Gönninger Gärten und vor allem auf den Gräbern der Angehörigen ein wahrer Wettstreit um die schönste Blumenpracht. Vor allem die damals sehr wertvollen Tulpen wurden auf dem Friedhof gepflanzt, so dass jedes Jahr im Frühling die prächtigsten Blumen miteinander wetteiferten. Diese Blütenpracht sprach sich schnell herum und schon bald kamen jedes Frühjahr komplette Sonderzüge mit Wochenendausflüglern aus dem ganzen Land in das kleine Dorf. Sogar die Württembergische Königin Charlotte war ab 1912 mehrmals in Gönningen zu Besuch und zeigte sich sehr beeindruckt.

Noch 1956 war die Tulpenblüte ein Besuchermagnet. Im Lauf der 1960er-Jahre ist die Tradition dann eingeschlafen. Aber im Jahr 2004 wurde die Tulpenblüte auf eine Initiative des Gönninger Bezirksgemeinderats wiederbelebt und es wurden gemeinsam mit vielen Helfern aus dem Dorf im Herbst neue Tulpenzwiebeln gesteckt, die dann 2005 geblüht haben. Heute hat sich die Tulpenblüte wieder als Publikumsmagnet etabliert. Schön, dass dieser Brauch im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufgeblüht ist.

Tulpenblüte 1938

Tulpenblüte 1956

Busse mit Besuchern der Tulpenblüte 1956 auf dem Marktplatz

Tulpenblüte 2006

Artikel im Reutlinger Generalanzeiger vom 24.04.2006