Gönninger Geschichte
1092 wird Gönningen im Zusammenhang mit Schenkungen an das Kloster St. Georgen erstmals urkundlich erwähnt, und zwar als Ginningen. Die Schlusssilbe -ingen und merowingerzeitliche Grabfunde lassen aber darauf schließen, dass die Siedlung schon in der Landnahmezeit der Alemannen im 5. und 6. Jahrhundert gegründet wurde.
Die Herren von Stöffeln bauten im 12. Jahrhundert oberhalb von Gönningen eine Doppelburg, von der heute nur noch die Halsgräben zu erkennen sind. Die Edelfreien sorgten auch dafür, dass Gönningen zur Stadt erhoben wurde, wie aus einer 1287 ausgestellten Urkunde hervorgeht. Nachdem die Stöffler um 1300 Burg und Stadt an Graf Eberhard von Württemberg verkaufen mussten, ist das Stadtrecht bald wieder eingeschlafen. Der Ort wird häufig von seinem Besitzer verpfändet. Im Städtekrieg besetzten die Reichsstädte Gönningen und zerstörten 1388 die Stöffelburg.
Berühmt ist Gönningen vor allem durch seinen Samenhandel, der in größerem Umfang seit Mitte des 18. Jahrhunderts betrieben wurde. 1854 waren von den 2600 Einwohnern 1200 in ganz Europa und sogar in Amerika unterwegs, um Blumen- und Gemüsesamen und Blumenzwiebel zu verkaufen. Heute gibt es in Gönningen nur noch drei Samenfachgeschäfte.
Als 1902 Gönningen einen Eisenbahnanschluss über Gomaringen nach Reutlingen erhielt, bemerkte der Landtagsabgeordnete und spätere Vizekanzler des deutschen Reichs, Friedrich Payer: "Gönningen braucht man nicht an die Welt anzuschließen, aber die Welt an Gönningen." Im von 1905 bis in die vierziger Jahre erscheinenden Wiesazboten hatte der Ort sogar eine eigene Zeitung.
Neben der imposanten neugotischen evangelischen Kirche und dem im Jugendstil erbauten Rathaus weisen einige interessante und stattliche Bürgerhäuser darauf hin, dass die Samenhändler von ihren Reisen auch bauliche Anregungen mitgebracht haben. Als Baumaterial wurde oft in der hiesigen Gegend - und sogar beim Berliner Olympiastadion - der Tuffstein verwendet, der bis 1970 auf dem Gebiet der heutigen Gönninger Seen abgebaut wurde.
Früher gehörte die württembergische Gemeinde zum Oberamt Tübingen. Der immer stärkeren, auch verkehrsmäßigen Ausrichtung nach Reutlingen wurde 1938 Rechnung getragen und Gönningen kam zum Kreis Reutlingen. 1971 ließ sich Gönningen freiwillig in die Stadt Reutlingen eingemeinden.
Wappen
Jagdhorn und Hirschstange lassen sich als Wappenfiguren seit dem frühen 19. Jahrhundert in den Gönninger Gemeindesiegeln finden. Die Hirschstange weist auf die Zugehörigkeit zu Württemberg seit 1300 hin, über die Herkunft des Jagdhorns gibt es nur Mutmaßungen.
Ein 1936 entwickelter Entwurf einer neuen Wappendarstellung griff die Tradition des Samen- und insbesondere des Tulpenzwiebelhandels auf. Er wurde allerdings nicht realisiert.
1942 wurde das Gönninger Wappen in Gestalt und Farbe endgültig festgelegt. Die erforderlichen offiziellen Schritte unternahm die Gemeinde allerdings erst mehr als 20 Jahre später: Am 19. Januar 1965 erfolgte die Verleihung von Wappen und Flagge (bisherige Farben Rot-Weiß) durch das Innenministerium.